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Gundermann

Glechoma hederacea – die blauen Blüten wurden früher dem Wettergott Donar zugeordnet. (© Mayr)

Heute ist Walpurgisnacht. Ein fast vergessener Brauch und ein Anlass, um eine alte Schutzpflanze vorzustellen, die man früher in der Walpurgisnacht gesammelt hat: die Gundelrebe oder Gundermann.

Der Gundermann ist eine alte, germanische Heilplanze, die mit ihren blauen Blüten dem Wettergott Donar zugeordnet wurde. Sie wurde gesammelt, um vor Blitzschlag zu schützen.

It’s a kind of magic

Der Gundermann zählte zu den Schutzpflanzen und man glaubte, dass sie bösen Zauber abwehren. Hörten etwa Kühe, Ziegen oder Schafe auf, Milch zu geben, gab man bösen Dämonen die SChuld und glaubte, diese hätten das Euter verhext. Gundermann war hier das „Erste-Hilfe-Mittel“, wie folgender Auszug aus dem Buch „Albertus Magnus: Bewährte und approbirte sympathetische und natürliche egyptische Geheimnisse für Mensch und Viech“ aus dem Jahre 1834 zeigt:

Wenn einer Kuh das Euter behext ist

Nimm Gundelreben, flechte Kränzlein, milk jeden Strich hinten durch den Fuß dreimal auf die Gundelrebenkränzlein, hernach gieb sie der Kuh zu fressen, und sprich folgende Worte:

Kuh, hier geb ich dir Gundelreben, daß du mir die Milch wolltst geben.

(Albertus Magnus: Bewährte und approbirte sympathetische und natürliche egyptische Geheimnisse für Mensch und Viech“ von 1834, Neuauflage hier kaufen.)

Gundelrebe und Walpurgisnacht

Die Walpurgisnacht geht auf das Frühlingsfest der Kelten, „Beltane“, zurück, ein Freudenfest, um den Beginn des Frühlings zu feiern. Ausgelassen waren die Feiern, mit viel Musik, Tanz und Wein. Zentrum war ein großes Feuer oder auch ein Baum, um die getanzt wurde. Gefeiert wurde der Sieg über den Winter – zumindest in diesem Jahr.

„Ein bißchen Diebsgelüst, ein bißchen Rammelei. So spukt mir schon durch alle Glieder die herrliche Walpurgisnacht.“ (Faust)

Dass der Kirche des Mittelalters das bald zu heidnisch war, war abzusehen und schon war aus dem Freudenfest „Beltane“ der Hexentanz am Blocksberg gemacht worden. Nur die Maifeierlichkeiten sind erhalten geblieben – bis heute.

Ob Kelten oder Kirche, die Bedeutung der Walpurgisnacht als eine der großen Raunächte war tief im Volksglauben verankert. Es war eine magische Nacht, viele Bräuche und Riten sind damit verbunden – denke man an die Wurzel der Alraune, die nur in der Walpurgisnacht bei Vollmond ausgegraben werden durfte.

Auch die Gundelrebe war eine der Pflanzen, die in der Walpurgisnacht gesammelt wurden. Sie sollte Schutz für Mensch und Tier bringen. Mit Salz und Hafer hat man sie etwa dem Vieh zum Essen gegeben, um es für das ganze Jahr vor Verhexung zu schützen. Der Gans oder den Hühner wurde ein Kranz ins Nest gelegt.

Der Gundermann der Walpurgnisnacht diente auch dazu, um Hexen zu erkennen. Flocht man in der selben Nacht noch einen Kranz und trug diesen am nächsten Tag am Kopf, bekam man die „Hellsicht“ und sah, wer in Wahrheit eine Hexe ist, denn diese hatten Melkeimer oder Schemel am Kopf Gruselig, oder?

Übrigens: Volksglauben oder nicht, der Gundermann gehört in die Gründonnerstagssuppe, einfach weil er gesund ist und gut schmeckt.

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